Tore, Spiele, Meistertitel – so kurz kann die Sonnenseite im Sportlerleben des Sven Felski umschrieben werden. Über diese wurde zuhauf berichtet. Aber auch die Schattenseiten des Lebens und der private Sven Felski kommen in diesem kurzweilig- und äußerst lesenswerten Buch nicht zu kurz.
Kein Oliver Kahn und Kein Lothar Matthäus. Sven Felski will in seinen Memorien keine Lebensweisheiten verkünden, sondern erzählt von seinem Leben als Sportler, welches auf dem Eiskunstlaufeis des Berliner Sportforums begann, über die DDR-Sportschule bis hin in die deutsche Nationalmannschaft geht.
Vor Allem ist er aber eins: Eisbär durch und durch! Kein anderer Spieler hielt treuer zu einem Klub als Sven Felski. Von seinem ersten Bundesligaspiel 1992 bis zur aktuellen Saison zog der „Bürgermeister“ nie das Trikot eines anderen Teams an. Obwohl die Versuchung in Richtung „Preussen“ sehr nah war! Entsprechend von vielen Erlebnissen kann Felski berichten.
Haften bleiben vor allem die kuriosen Geschichten. So zum Beispiel die vom damaligen Verteidiger und heutigen Rosenheim-Trainer Franz Steer. Der ging in den Brandenburger Wäldern rund um Berlin seiner Jagdleidenschaft nach und zerlegte seine Beute schon einmal gerne in der Küche der örtlichen Stadiongastronomie. Zuvor wurde das Wild aber in der Dusche der Eisbärenkabine erst einmal präsentiert.
Aber auch der private Sven Felski ist in dem Buch zu erleben. Sehr persönlich wird es in dem Kapitel über seinen Vater Günter. Der brachte seinen Sohn einst zum Eishockey und war ihm auch bis zu seinem viel zu frühen Tod verbunden. Auch seine Mutter, eine ehemalige Klosterschülerin, die nun nach der Arbeit als Hebamme ihren Ruhestand auf dem Darß an der Ostsee verbringt, sind viele Zeilen gewidmet. Und nicht zuletzt seine Frau Manuela, die zum Anfang ihrer Beziehung überhaupt nicht vom Eishockey begeistert war, sowie Tochter Laura bleiben nicht unerwähnt.
Es gibt aber noch viel mehr auf den fast 200 Seiten des Hardcover-Buches zu lesen. Beispielsweise wie Felski zu seiner schon fast legendären Rückennummer 11 kam und mit welchem russischen Superstar diese in Verbindung gebracht wurde. Wie er das Trainerkarussell der Eisbären, vor Allem in den Neunziger-Jahren erlebte und warum sich im Wellblechpalast der „Osten“ traf. Auch erfährt man in einem der über 50 Kapitel recht kurz gehaltenen Kapiteln, warum gerade in Frankfurt immer die Fäuste flogen.
Sehr interessant sind die Kapitel seiner internationalen Karriere. Über die Olympischen Spiele und dem Olympischen Geist, dem Wiederaufstieg mit der deutschen Nationalmannschaft 2006 in Amiens (wo der Chlorgeruch der nebenstehenden Schwimmhalle bis in die Eishalle spürbar war) bis zur letzten Eishockey-WM in Deutschland, als er vor dem Viertelfinalspiel gegen die Schweiz vor die Mannschaft trat und verkündete, dass er gegen die Eidgenossen nicht sein letztes Länderspiel bestreiten wolle. Prompt gewannen die Deutschen mit 1:0. Sein größter Wunsch, eine Medaille von dieser WM mit nach Hause zu nehmen, blieb ihm nach der Niederlage im Spiel um Platz 3 verwehrt.
Dieses Buch ist nicht nur für Eishockey-Fans interessant. Es zeigt nebenbei auch ein Leben der sogenannten „Wende-Generation“. Nach sozialistischen Prinzipien erzogen, musste man sich letztendlich in einer vollkommen neuen (westlichen) Welt zurechtfinden. Auch deshalb bezeichnet sich Sven Felski als Glückskind.
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